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Stempel: Handstempel
Land: Deutschland
Stempeldatum: 02.12.1938
Verwendung von/bis: 23.11.1938 / 04.12.1938 (geschätzt)
Stempeltext: SONDERPOSTAMT
Stempelart: Gelegenheitsstempel (Hand)
Stempelform: Kreisstempel
Stempelfarbe: schwarz
Format: ø 36 mm
Bildbeschreibung bei Motivstempel: Hakenkreuz
Textinhalt bei Gelegenheitsstempel: SUDETENFAHRT / DER DEUTSCHEN / TECHNIK
Anmerkung: Aus der Stempeldatenbank eines verstorbenen Sammlers.
Dort auch ein "nicht zeigbares" Stempeldatum vom 23.November sowie der nachfolgende für eine "Ausstellung" vorbereitete Text:

SUDETENFAHRT DER DEUTSCHEN TECHNIK

Nach dem Propagandaerfolg einer Wanderausstellung der Deutschen Technik in einem Sonderzug der Reichsbahn durch Österreich wurde eine Gruppe namhafter Ingenieure um Karl-Otto Saur, Fritz Todt und weiteren von Do. 24. November bis So. 4. Dezember 1938 auf eine Fahrt durch den Reichsgau Sudetenland" geschickt.
Wie schon in Österreich wollte auch hier die NS-Propaganda mit der Sudetenfahrt der anstehenden Volksabstimmung zum Anschluss an das Deutsche Reich den Weg zu einem alles überzeugenden "Ja!" ebnen.
Zwei Monate nach dem Eintreffen deutscher Truppen im Sudentenland und vier Monate vor Hitlers triumphaler Ankunft in Prag wurde auf der Sudetenfahrt deutsche Technologie als unverzichtbares wirtschaftliches Allheilmittel für die neue nationalsozialistische Gesellschaft propagiert.

Nach den Österreich-Erfahrungen wurden diesmal 2 Züge mit zusammen 16 Waggons eingesetzt.
Der Ausstellungszug wurde speziell hergerichtet für die Präsentation synthetischer Materialien, die hauptsächlich durch neue chemische Prozesse entwickelt wurden wie z.B. aus Eisenerzsedimenten gewonnenes Vanadium, durch Legierungs- und Wärmebehandlung hergestellte Hochleistungswerkzeuge, ein neuer rostfreier sowie säure- und hitzebeständiger Stahl, plattierte Stahlträger, Stahl- und Legierungsteile für Automobile und Flugzeuge sowie synthetischer Gummi. Damit auch im Sudetenland technologische Neuerungen das Los der Arbeiter ohne Arbeitsplatzverluste erleichtern, gelangten die Nationalsozialisten zu dem Schluss, dass die Eingliederung aller Sudeten-Ingenieure in den NSBDT (NS-Bund Deutscher Technik, der nationalsozialistische Dachverband der Ingenieure) eine Voraussetzung für die Verwirklichung dieser Projekte sei.
Der "gläserne Waggon", so genannt wegen seiner ausladenden Fenster, beherbergte die Ausstellung "Technologie im Dienste der Menschen".
Neben dem neuen Volkswagen wurden auch Radios und Staubsauger ausgestellt, um "Technik im Dienste der Familie" zu demonstrieren. Zur Förderung der Konsumanreize erhielt ein Autobahnarbeiter aus Jechnitz als 100.000ster Zugbesucher ein Radio, der 200.000ste erhielt eine Waschmaschine und der 300.000ste einen Kühlschrank.
Im Waggon "Neues Bauen im Dritten Reich" gab es zahlreiche Ausstellungsstücke wie das Autobahnnetz mit seine beeindruckenden Brücken, ein Musterhaus der Hitlerjugend, eine "Gartenstadt"-Siedlung und Modelle eines Zeppelins und des "Kraft durch Freude"-Dampfers "Wilhelm Gustloff".

Der zweite Zug verfügte über zwei Personenwaggons zweiter Klasse, die als Büros dienten und als Schlafräume für die Lokführer, zwei Plattformwaggons für einen neuen KdF-Volkswagen und Feldküchen zur Verpflegung, einen leichten Proviantwaggon aus Stahlblech und einen Gepäckwaggon mit sieben Tonnen Propagandamaterial. Der Zug verfügte über ein Radio-Film-Zentrum und eine eigene Druckerei, in der für die Offiziellen nebst Bahnarbeiter die "Zugtageszeitung" (mehr eine "Bierzeitung") produziert wurde.


Zwei unter Streifband versendete Exemplare befinden sich unseres Wissens nach in US-amerikanischen Sammlerhänden.

Das zugeigene Postamt verwendete während der Fahrt den immer gleichen "Sonderstempel" - der Einfachheit halber ohne Ortsnamen.
Für Sammler also nicht ganz so einfach, Belege der verschiedenen Ausstellungsorte zu finden:
Die Züge starteten in München mit Zwischenhalt in Wiesau (kurz vor der Grenze) zum ersten Reiseziel Eger (Cheb), weiter nach Falkenau an der Eger (Sokolov), Karlsbad (Karlovy Vary), Komotau (Chomutov), Brüx (Most), Teplitz-Schönau (Teplice-Šanov), Aussig (Ústí nad Labem), Tetschen (Děčín), Böhmisch Leipa (Česká Lípa), Deutsch-Gabel (Jablonné v Podještědí), Reichenberg (Liberec), durch das östliche Sudetenland (u.a. Mährisch Trübau (Moravská Třebová), Olmütz (Olomouc), Troppau (Ostrava)) zurück nach Reichenberg und über Pilsen (Plzeň) zum Heimatbahnhof München.

Nach rund 2.600 Kilometern mit 27 Haltestellen war die Sudetenfahrt ein noch größerer Erfolg als die Österreichfahrt:
Über 310.000 Besucher in zehneinhalb Tagen und 185 Filmvorführungen vor über 120.000 Zuschauern.
Neben 220.000 Hitlerbildern wurden über 300.000 "Winterhilfswerk"-Postkarten sowie 34 Tonnen Material der DAF (Deutsche Arbeitsfront) an Besucher verteilt.
Die Anziehungskraft des "Wunderzuges der Technik" wurde für viele Besucher zusätzlich motiviert durch die von den Feldküchen zu den Ausstellungsstücken ausgegebene heiße Schokolade mit Keksen oder Würstchen mit Brot. Ausstellungsgutscheine für kostenloses Essen wurden am jeweils nächsten Zielort vorab an Bedürftige verteilt.
Zur Halbzeit der Fahrt waren schon mehr als 175.000 (= mehr als ein Drittel) der Besucher verpflegt worden.
Am Ende hatte der Zug mindestens 115.000 Packungen Kekse, 80.000 Portionen Schokolade und 35.000 Wurst- und Brotrationen verteilt.
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Stempelreporter/erfasst: juni-1848
Stempelredakteur/Freischaltung: 27.01.24 01:52:23
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